Fokusthema Juli 2023Künstliche Intelligenz made by and in the EU – Flexibilität für Unternehmen in Baden-Württemberg und Europa

29. Juni 2023
@fotolia_NicoElNino

Autor: Sebastian Große-Puppendahl, Team Manager Innovation Policy und Senior Policy Officer to the Commissioner for Europe

KI in Baden-Württemberg

Der Digitalgipfel Wirtschaft 4.0 Baden-Württemberg am 22. Juni 2023 und die Prämierung der KI Champions Baden-Württemberg haben deutlich gemacht, wie relevant und weitreichend Künstliche Intelligenz (KI) in Baden-Württemberg erforscht, praktiziert und unternehmerisch umgesetzt wird. Auf vier Bühnen sprachen 120 nationale und internationale Expertinnen und Experten über Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Quantentechnologie und Themen wie Robotik, IT-Sicherheit, Green Tech und New Work. Über 3.000 Vertreterinnern und Vertreter aus Wirtschaft, Forschung und Politik waren angemeldet, um sich über die aktuellen Trends zur Digitalisierung der Wirtschaft auszutauschen.

Künstliche Intelligenz ist nicht die Zukunft, sondern bereits Teil der Gegenwart auf unterschiedlichsten Ebenen. Sie gibt Antwort auf viele Fragen und Herausforderungen der Zeit, insbesondere auch für Unternehmen. KI spielt schon heute eine entscheidende Rolle bei Nachhaltigkeit, Klimawandel, wirtschaftlichem Überleben, Wachstum, Wohlstand und schließlich für viele Formen von Innovationen.

Die Wirtschaftsministerin Baden-Württemberg, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, betonte: „Wir wollen, dass Baden-Württemberg auch in Zukunft zu den innovativsten Regionen Europas gehört, gerade bei den Zukunftstechnologien.“

In diesem Sinne setzte sich in den vergangen Jahren auch die Europabeauftragte der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, Dr. Petra Püchner, gleichzeitig Leiterin des Steinbeis Europa Zentrums, ein. In verschiedenen Gesprächen mit der Europäischen Kommission, aber auch mit Europaabgeordneten, u.a. den Ko-Berichterstattern der zuständigen Ausschüsse im Europäischen Parlament hob sie die Rolle der KMU hervor, insbesondere die Wichtigkeit von KMU-freundlichen Anwendungen der KI sowie deren Herausforderungen bei der Regulierung.

„KMU müssen eine faire Chance haben, damit sie bei der Implementierung des KI-Akts hinsichtlich Innovationsanreizen und unternehmerischer Planungssicherheit nicht ins Hintertreffen geraten. Innovation und Kommerzialisierung von KI-Anwendungen innerhalb der EU dürfen nicht verhindert werden, da dies zu Abwanderung z.B. in die USA oder nach China führen wird. Eine flexible gesetzliche Anwendung bzw. Gestaltung muss sicherstellen, dass die vielen innovativen KMU in den europäischen Regionen KI-basierte Technologien weiterentwickeln und kapitalisieren können.“ (Dr. Petra Püchner)

KI-Regulierung in Europa

Um diese Ambitionen in der Umsetzung zu unterstützen und Europa im globalen Wettbewerb nachhaltig erfolgreich zu platzieren, hat die Europäische Kommission im April 2021 einen Vorschlag für den KI-Akt unterbreitet, die ‚Verordnung zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für Künstliche Intelligenz (Gesetz über Künstliche Intelligenz)‘, auf den sowohl der Europäische Rat im Dezember 2022 als auch das Europäische Parlament im Juni 2023 getrennt voneinander reagiert und eine eigene Antwort gegeben haben.

Es ging dem Europäischen Parlament vor allem darum, dass „KI-Systeme von Menschen überwacht werden, sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht-diskriminierend und umweltfreundlich sind“ sowie um eine einheitliche und technologieneutrale KI-Definition, die für die KI-Systeme von heute und morgen gelten kann. Des Weiteren sollen die Vorschriften einem risikobasierten Ansatz folgen, welcher die Verpflichtungen für Anbieter und Nutzerinnen und Nutzer festlegt, die sich nach dem Grad des Risikos richten, das die KI erzeugen kann.

Nun gilt es diese Ambitionen der europäischen Institutionen im Trilog, beginnend am 18. Juli 2023, in einem Kompromiss zu gießen, sodass EU-Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht werden, die Innovationen im KI-Bereich nicht nur fördern, sondern Unternehmen eine Chance bieten, dies auf dem europäischen Binnenmarkt zu kapitalisieren und zu kommerzialisieren. Dies ist speziell mit Blick auf die globale Wertschöpfung von KI und den großen Akteuren China und USA besonders wichtig, um den Anschluss und die Wettbewerbsfähigkeit der EU nicht zu verlieren, sondern im besten Fall gleichwertig agieren zu können.

"Angesichts der tiefgreifenden Auswirkungen, die KI auf unsere Gesellschaften und Volkswirtschaften haben wird, ist das KI-Gesetz wahrscheinlich der wichtigste Rechtsakt in diesem Mandat. Es ist die erste Rechtsvorschrift dieser Art weltweit, was bedeutet, dass die EU eine Vorreiterrolle dabei spielen kann, KI menschenzentriert, vertrauenswürdig und sicher zu machen." Mitberichterstatter Dragos Tudorache (Renew, Rumänien)

Regulatorische Sicherheit und Verbindlichkeit vs. Unternehmerische Flexibilität

Jedoch geht damit auch einher, dass Regulierungen den Spielraum einengen. Innovationen gelangen unter Umständen komplizierter oder zu spät auf den Markt, Innovationsakteure wandern frustriert aus der EU ab und somit findet die Wertschöpfung und Vermarktung dieser äußerst zukunftsrelevanten Technologie anderswo statt, aber eben nicht in der EU.

"Dies gilt es nicht nur zu verhindern, sondern EU-Gesetzgebung so zu gestalten, dass unternehmerische Flexibilität, aber auch regulatorische Sicherheit so gewährleistet und gestaltet sind, dass größtmögliche Anreize geschaffen werden. Vor allem sollten für Entwickler, Anbieter und Nutzer von KI Gestaltungsräume für Wertschöpfungspotenziale in Europa geschaffen werden," so Dr. Petra Püchner.

„Wir sind zuversichtlich, dass der Vorschlag des Parlaments ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Grundrechte und der Notwendigkeit herstellt, den Unternehmen Rechtssicherheit zu bieten und die Innovation in Europa zu fördern." Ko-Berichterstatter Brando Benifei (S&D, Italien)

Nutzen und wirtschaftlicher Erfolg künstlicher Intelligenz für und in der EU

Um die Ambitionen der EU in eine erfolgreiche Anwendung und Praxis zu bringen, gilt es daher, auf Entwicklungen sowie Innovationspotenziale, aber auch -Hindernisse schnellstmöglich zu reagieren, sodass in der EU entwickelte KI-Innovationen auch der EU zugutekommen und Anwendung und Kommerzialisierung der EU wirtschaftlichen Erfolg und globale Wettbewerbsfähigkeit garantiert.

Dazu sind unter anderem drei Dinge besonders wichtig, um die Schnelligkeit und Anforderung von KI mit unternehmerischer Umsetzung in der EU zu verbinden. Denn KI entwickelt sich nicht linear, sondern exponentiell schnell ohne in der Lage zu sein, die Richtung und Wirkung von Anfang an realistisch einschätzen zu können. Die EU-Gesetzgebung muss daher:

  1. Regulatorische Möglichkeiten finden, auf neue Entwicklungen im KI-Bereich schnell zu reagieren, damit der KI-Akt Innovation und EU-Kommerzialisierung nicht verhindert, sondern bei Problemen anpassbar und anwendbar bleibt und somit Innovation aktiv fördert.
  2. Unternehmen unterstützen, wenn es darum geht, die Anwendung der Regularien auf Innovation und KI-Produkte und -Dienstleistungen anzuwenden, damit sich die Entwicklung neuer KI-basierter Lösungen und Produkte finanziell lohnt und zugleich EU-Ziele unterstützt.
  3. Testing & Learning als zentralen Bestandteil mitdenken, bei dem z.B. sogenannte Sandboxes genutzt werden, Firmen ‚compliant‘ zu machen und Lehren aus der Regulierung zu ziehen sowie frühzeitig auf regulatorische Herausforderungen aufmerksam zu machen, wie z.B. die Einschätzung, ob eine KI-Technologie ‚high-risk‘ ist oder nicht.

 

Diese Maßnahmen können dabei helfen, KI als großes Potenzial in und für Europa zu gestalten und nutzen, denn wenn diese nicht gegeben sind, riskiert man, dass Unternehmen abwandern, die EU wirtschaftliche Potentiale nicht nutzt und im globalen Wettbewerb bei der KI weiter Boden verliert.

KMU mit ins Boot holen

Für Baden-Württemberg und Innovations- und Wirtschaftsakteure hier im Land bedeutet dies gleichzeitig, dass man vor allem die vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei der Implementierung der KI-Regulierung weder allein lassen darf noch davon ausgehen kann, dass diese ohne Unterstützung ihren so vielversprechenden Weg, wie der Digitalgipfel BW 2023 gezeigt hat, weitergehen.

Es gilt mittels der zahlreichen Akteure im Land ein Netzwerk bereitzustellen, welches auf allen Ebenen Unterstützung darstellt. Hier gilt es sowohl bei technologischen, aber auch rechtlichen, regulatorischen und politischen Fragen Hilfe leisten zu können und entsprechende Fördermaßnahmen bekannt und zugänglich zu machen. Hier steht wie immer auch das Steinbeis Europa Zentrum bereit!

Steinbeis Europa Zentrum steht für Enabling Innovators to grow!

Unser Leitsatz als Steinbeis Europa Zentrum betrifft sowohl die KI-relevanten Themen als auch generell alle Unternehmen, die als Pioniere Neues entwickeln, ausprobieren und damit die Transformation voranbringen möchten. Diese Pioniere begleiten wir auf ihrem Weg der Transformation , zum Beispiel durch:

  1. Rahmenbedingungen können Innovationen stärken oder auch verhindern. Um letzteres zu vermeiden, sind Gespräche mit den europäischen und regionalen Behörden sinnvoll. Wir können hierfür Türen öffnen und Gespräche ermöglichen.
  2. Netzwerke und Partner - gerne verbinden wir Sie mit potenziellen Partnern und anderen Innovationsakteuren, die gleiche Herausforderungen antreffen oder aber bei Innovationsaktivitäten das fehlende Puzzleteil darstellen könnten. Mit dem Enterprise europe Network haben wir ein Netzwerk mit über 600 Partnern weltweit und sind außerdem selbst in weiteren Netzwerken verankert, wie z.B. bei Themen rund um Internationalisierung, interregionale Partnerschaften und Lieferketten. Beispielsweise stellen wir Ihnen mittels des KI-Piloten der Vanguard Initiative, welchen wir gemeinsam mit dem Baskenland leiten, konkrete Optionen bereit, mit anderen Partnern aus über 40 Regionen in die Testung und Anwendung zu gehen.
  3. Innovationsfinanzierung – mit unserer Erfahrung aus über 30 Jahren finden wir für Sie die passenden Förderprogramme und -instrumente auf europäischer Ebene, unterstützen bei der Konzeption Ihrer Projekte und der Antragstellung. Wir finden die passenden Partner und bringen Ihre Ideen in die Umsetzung. Warum europäisch? Weil Sie in Forschungs- und Innovationsprojekten bis zu 100 % ihrer Kosten erstattet bekommen.

 

Schauen sie in unser Leistungsangebot EU-Förderung! Wir ebnen Ihnen den Weg zur EU-Förderung - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

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Dr.-Ing. Petra Püchner
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