Horizont Europa Projekt ENDOTARGETSteinbeis Europa Zentrum unterstützt Forschungsprojekt zu systemischer Endotoxämie als Treiber von chronischen Entzündungen – Biomarker und neue therapeutische Ansätze für Arthritis

21. März 2023
Projektpartner von ENDOTARGET beim Kick-off Treffen vom 9.-10.02.2023 in Helsinki, Foto: 2023-2026 ENDOTARGET consortium partners

Über 40 % der europäischen Bevölkerung ist von rheumatischen Erkrankungen (RE) betroffen und muss mit körperlichen Einschränkungen und Schmerzen leben. Zugleich sind REs durch hohe und kontinuierliche Behandlungskosten sowie durch damit einhergehende Arbeitsausfälle eine hohe wirtschaftliche Belastung mit über 240 Milliarden Euro im Jahr. Das Problem hierbei ist vor Allem, dass es keine effektiven Diagnostikmethoden gibt, um REs frühzeitig zu erkennen und präventiv zu behandeln. Des Weiteren gibt es keine Therapien, die die Ursachen der REs effektiv bekämpfen, sondern nur symptomatische Linderung verschaffen. Behandelt werden Betroffene meistens mit Medikamenten, die oft auch erhebliche Nebenwirkungen verursachen.

Die EU hat einem Konsortium unter der Leitung der Universitätsklinik Helsinki (HUS) eine Finanzierung in Höhe von 7 Mio. Euro gewährt, um die Bedeutung der Darmmikrobiota als Triebkraft für chronisch systemische Entzündungen und ihrer Rolle im Krankheitsverlauf rheumatischer Erkrankungen zu untersuchen. Das Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat zusätzliche 1,8 Millionen Euro bewilligt. Das vierjährige Projekt startete im Januar 2023.

Das Steinbeis Europa Zentrum begleitet die Forschung und unterstützt als Projektpartner die Kommunikations- und Verbreitungsaktivitäten des Projektes sowie die Verwertung der Forschungsergebnisse.

Neue therapeutische und diagnostische Ansätze für chronische Entzündungen

Das übergeordnete Ziel von ENDOTARGET ist es, neue therapeutische und diagnostische Ansätze für chronische Entzündungen zu entwickeln, um Patienten gezielt und personalisiert behandeln zu können, und um bestenfalls ein Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder zu verzögern. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist es daher zu verstehen, welche Auslöser und Mechanismen für den Ausbruch von REs verantwortlich sind. Es wird vermutet, dass chronisch systemische Entzündungen von den Mikroorganismen im Darm (Darmmikrobiota) verursacht werden, genauer gesagt durch Moleküle, die das Immunsystem negativ stimulieren. Durch eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) können diese Komponenten aus dem Darm in das Blut übergehen, durch den Körper wandern und lokale Entzündungen hervorrufen (systemische Endotoxämie). Die Projektpartner des EU-Projekts ENDOTARGET haben es sich zum Ziel gesetzt, die Beziehung zwischen Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie für die drei der am häufigsten vorkommenden RE-Typen Osteoarthritis, rheumatoide Arthritis und Spondyloarthritis genauer zu untersuchen.

Komplexe Methodenstruktur ermöglicht neue therapeutische Ansätze

Um dieses Ziel zu erreichen und um alle dafür nötigen Forschungsbereiche abzudecken, hat das Konsortium eine komplexe Methodenstruktur für das Projekt ausgearbeitet. Mit Hilfe von geografisch diversen Kohorten (Blut- und Stuhlproben), OMICS-basierten Analysen, klinischen Studien, mechanistischen in vitro Studien (Gewebekulturen, Organ-on-Chip Modellen) und Machbarkeitsstudien mit dem Fokus auf Ernährung, Stuhltransplantationen und Medikamenten, die die Darmdurchlässigkeit beeinflussen, soll das Forschungsprojekt vorangetrieben werden. Ganzheitlich soll geklärt werden,

  • welche Rollen die drei Faktoren Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie beim Ausbruch und Verlauf von REs spielen,
  • (welche Ereignisse für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind und
  • wie sich das Darmmikrobiom auf die Gelenke auswirkt.

Basierend auf dem gewonnenen Wissen werden u.a. Biomarker (messbare Parameter) zur Risikoabschätzung identifiziert und ein KI-basiertes Vorhersage Tool für Kliniken als Hilfestellung bei der Klassifizierung von Patienten entwickelt, um rheumatischen Erkrankungen bereits präventiv entgegenzuwirken. Es soll dabei helfen, das Risiko eines Krankheitsausbruchs zu reduzieren und/oder die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Krankheit zu verringern.

An ENDOTARGET sind 14 Partner aus 8 Ländern involviert: Helsinki and Uusimaa Hospital District (Finnland), Universität Helsinki (Finnland), Universität Tartu (Estland), Universität Campania “L. Vanvitelli” (Italien), Institut Molekulare Medizin (Portugal), Galizischer Gesundheitsdienst (SERGAS) (Spanien), Technische Universität Wien (Österreich), Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) (Schweiz), Schweizer Institut für Bioinformatik (SIB) (Schweiz), Biomedizinisches Forschungsinstitut von Salerno (Italien), NEC Laboratories Europe GmbH (Deutschland), Institut für Gesundheitsforschung von Santiago de Compostela (FIDIS) (Spanien), NEC Italia SPA (Italien), Steinbeis Europa Zentrum (Deutschland).

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Dr. Lena Schleicher
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