Fokusthema April 2023Personalisierte Medizin in der Gesundheitsversorgung - neue präventive und therapeutische Ansätze

28. März 2023
Foto: Pixabay mcmurrayjuli

Autor:innen: Alena Bubeck, Dr. Lena Schleicher, Dr. Anthony Salingre, Dr. Francisco Javier Casado Hebrard, Alice Seim, Jaqueline Fritz

Die rasche Alterung der Bevölkerung in den Industrie- und Schwellenländern stellt uns zunehmend vor große Herausforderungen. Dazu zählen eine flächendeckende Gesundheitsversorgung bei ständig steigenden Gesundheitskosten, ein veränderter Lebensstil (z. B. durch Bewegungsmangel) sowie eine zunehmende Häufung von chronischen Erkrankungen und Mehrfacherkrankungen.

Auch heute im 21. Jahrhundert haben wir immer noch das Problem, dass wir nicht vorhersagen können, welches Medikament bei welchem Patienten wirksam sein wird und welches nicht. Gegenwärtig sind etwa 90 Prozent der Standardmedikamente nur bei 30 bis 50 Prozent der Patienten wirksam. Zugleich ist das Krankheitsbild anders als früher. Nicht übertragbare und chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Arthritis und psychische Probleme treten heute häufiger auf.

All dies bedeutet, dass es einen anderen Ansatz für die Gesundheitsversorgung geben muss. Die Trends erfordern eine Verlagerung von der kurativen zur präventiven Gesundheitsversorgung, verbunden mit einer Wende hin zu personalisierten Ansätzen mit digitaler Unterstützung.

Digitale Gesundheitslösungen sowie auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten maßgeschneiderte Ansätze in der Vorsorge und Therapie spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Denn digitale Technologien und personalisierte Gesundheitsfürsorge sind zwei zentrale Faktoren, die den Wandel in der Gesundheitsversorgung vorantreiben. Digitale Gesundheitslösungen (z.B. mit Hilfe von Wearables und Geräten, die durch künstliche Intelligenz gesteuert werden, telemedizinische Konsultationen) ermöglichen es, die Gesundheitsversorgung außerhalb von Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Kliniken zu erbringen.

Die personalisierte Medizin richtet sich individuell nach den Bedürfnissen des einzelnen Patienten und passt die Therapie maßgeschneidert und evidenzbasiert seinem genomischen Fingerabdruck sowie den persönlichen Lebensumständen und Verhaltensweisen an.

Regierungen (weltweit) können durch die Bereitstellung von Forschungsgeldern und den gezielten grenzüberschreitenden Wissenstausch zwischen Pharmaunternehmen, Gesundheitsdienstleistern und Forschern helfen vielversprechende Innovationen an dieser Schnittstelle in die Anwendungen zu bringen.

Das Steinbeis Europa Zentrum ist aktuell in zwei EU-Projekten (ENDOTARGET, IC2PerMed) und einem nationalen Projekt (nanodiag) im Bereich personalisierter Medizin tätig. In zwei weiteren EU-Projekten unterstützt es die Forschung zu Long Covid (Long COVID) und baut ein europäisches Netz für Smart Health (SHIFT-HUB) auf.

Projekt ENDOTARGET

Das Projekt ENDOTARGET widmet sich der Erforschung der Ursachen von rheumatischen Erkrankungen, die mehr als 40 % der europäischen Bevölkerung betreffen. Das übergeordnete Ziel des EU-Projektes ist es, neue therapeutische und diagnostische Ansätze für chronische Entzündungen zu entwickeln, um Patienten gezielt und personalisiert behandeln zu können, und um bestenfalls ein Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder zu verzögern.

Als Ergebnisse erwarten die Projektpartner:

  • Erarbeitung neuer Ansatzpunkte für präventive und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten, Identifizierung von neuen Risiko-Biomarkern
  • Entwicklung neuer Medikamente oder sogenannter Nutrazeutika, die den Auswirkungen einer Endotoxämie entgegenwirken
  • Entwicklung eines KI-basierten Vorhersage-Tools für Kliniker:innen, als Hilfestellung bei der Klassifizierung von Patienten:innen, die ein Risiko haben RD zu entwickeln

Des Weiteren sollen Bürger:innen und Patient:innen dazu befähigt werden ihre eigene Gesundheit durch Ernährungsstrategien (Clinical culinary) besser zu händeln.

Mehr über ENDOTARGET erfahren: Steinbeis Europa Zentrum unterstützt Forschungsprojekt zu systemischer Endotoxämie als Treiber von chronischen Entzündungen – Biomarker und neue therapeutische Ansätze für Arthritis - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

EU-Förderung für Forschungsprojekt zu Biomarkern und neuen therapeutischen Zielen für Arthritis - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

 

Projekt nanodiag BW

Als Innovationspartner des Zukunftsclusters nanodiag BW, das im Rahmen der Zukunftscluster-Initiative Clusters4Future vom BMBF gefördert wird, unterstützt das   die Partner bei ihrem Ziel, die molekulare Diagnostik von epigenetischen Faktoren, speziell posttranslationalen Modifikationen von Proteinen, zu verbessern. Die frühe und gezielte Erkennung dieser Modifikationen soll so langfristig die Vorsorge, Therapie und Nachsorge epigenetisch geprägter Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-, psychische, neurodegenerative und Infektionserkrankungen verbessern. Erreicht werden soll dies durch den Einsatz von Nanoporentechnologie und deren Überführung in die Anwendung als molekulare Routinediagnostik. Der Einsatz von Nanoporen, Kanäle in molekularen Maßstab, in Biosensoren ermöglicht eine einfachere, schnellere und zuverlässigere Erkennung von posttranslationalen Modifikationen und beruht auf der Messung kleinster ionischer Ströme in der Pore, die je nach Beschaffenheit des Moleküls variieren.

Im Zukunftscluster koordiniert das Steinbeis Europa Zentrum die Fortschreibung der gemeinsamen Cluster- und F&E-Strategie. Zentraler Bestandteil ist dabei die optimale Verwertung der Forschungsergebnisse sowie die Maximierung des Cluster-Outputs, um eine beschleunigte Überführung der Entwicklungen in Ausgründungen, disruptive Dienstleistungen und Produkte zu fördern.

Mehr über nanodiag BW erfahren: 45 Mio. Euro Förderung für Forschung an Nanoporen für die personalisierte Medizin - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

Clusters4Future.de: Zukunftscluster nanodiag BW

 

Projekt Long COVID

Die Anzahl der Patient:innen, die unter Langzeitfolgen von COVID-19 (LCS) leiden, nimmt weltweit zu. Aktuelle Statistiken gehen davon aus, dass einer von zehn Patient:innen Langzeitsymptome im Zusammenhang mit COVID-19 entwickelt. Mit dem EU-Projekt Long COVID erforschen das Steinbeis Europa Zentrum und 13 weitere Projektpartner die Faktoren und Mechanismen hinter den LCS. Basierend auf dem gewonnenen Wissen werden passende Behandlungsmethoden für Patient:innen entwickelt.

Das Konsortium vereint Expertenwissen aus den Bereichen Klinische Medizin, Virologie, Metabolismus und Immunologie und damit ein breites Spektrum an Expertisen, um Long COVID besser zu verstehen und zu behandeln.

Mehr über Long COVID erfahren: Steinbeis Europa Zentrum unterstützt die Projektpartner im EU-Forschungsprojekt Long COVID - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

 

Projekt SHIFT-HUB

Unter der Koordination des Steinbeis Europa Zentrums wird das Projekt-Team von SHIFT-HUB ein Netzwerk aufbauen, das Beteiligte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft europaweit zusammenbringt, um die Entwicklung von Smart-Health-Technologien und Dienstleistungen zu erleichtern, zu fördern und ihre Akzeptanz zu erhöhen.

Um das europäische Gesundheitssystem fit für zukünftige Herausforderungen zu machen, ist der flächendeckende Einsatz von digitalen Gesundheitsanwendungen in Krankenhäusern, Arztpraxen und bei den Patient:innen notwendig. Das Konsortium besteht aus 12 europäischen Partnern, darunter Wirtschaftsförderer, Universitäten mit medizinischen Fakultäten, Technologieexperten und einer Patient:innenorganisation. Eine Online-Plattform stellt Gesundheitsdaten zur Verfügung und sorgt für die Sichtbarkeit der technischen Lösungen.

Aktuell führt das Projektteam eine Befragung zu den Bedarfe verschiedener Zielgruppen durch. Wenn Sie Interesse an einer Mitwirkung haben, melden Sie sich gerne bei uns. Ihre Perspektive als Patient:in, Ärzt:in, Entwickler:in oder Investor:in interessiert uns.

Mehr erfahren über SHIFT-HUB: Mit SHIFT-HUB startet Steinbeis Europa Zentrum ein pan-europäisches Netzwerk zur Unterstützung von Smart-Health Technologien - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

 

Projekt IC2PerMed

Im Projekt IC2PerMed (Integrating China in the International Consortium for Personalized Medicine) wurde ein strategischer Fahrplan für personalisierte Medizin entwickelt. Erleichterungen und Hindernisse für die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und der Volksrepublik China wurden identifiziert, um eine gemeinsame Basis für eine breitere Umsetzung der personalisierten Medizin zu schaffen.

Das Steinbeis Europa Zentrum hat als Projektpartner die Identifizierung und Kartierung der vielfältigen Initiativen, regulatorischen Rahmenbedingungen und Strategien sowohl auf europäischer als auch auf chinesischer Seite unterstützt. Eine gemeinsame Strategie wurde entwickelt, gemeinsame politische Ziele vorangetrieben und bilaterale Forschungsprojekte auf den Weg gebracht.

Mehr erfahren über IC2PerMed: Gesundheitsversorgung der Zukunft: digital und personalisiert - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

Europäische Fördermöglichkeiten

Die Möglichkeiten der EU-Förderung für Vorhaben rund das Thema Gesundheit sind vielfältig. Den Kern der Fördermöglichkeiten im Bereich Forschung und Innovation bildet das Programm Horizont Europa. Im aktuellen Arbeitsprogramm finden sich viele spannende Ausschreibungen.

Fördermittel beantragen | EU, Bund, Länder - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

Steinbeis Europa Zentrum unterstützt Antragstellung und Projektumsetzung

Möchten Sie Ihre Projekte im Bereich Gesundheit voranbringen und Ihre Idee auf Förderfähigkeit prüfen lassen? Kontaktieren Sie uns gerne für ein persönliches Gespräch oder schauen Sie in unser Leistungsangebot. Das Steinbeis Europa Zentrum begleitet Sie bei der Suche nach dem passenden Förderprogramm und der Antragstellung. Wir prüfen Ihre Ideen, konzipieren und formulieren einen Antrag und managen Ihre Innovationsprojekte. Wir suchen nach geeigneten internationalen Partnern und sorgen für einen wirkungsvollen Transfer in den Markt. Gemeinsam führen wir Ihr Projekt zum Erfolg.

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