Diversity in EnergiegemeinschaftenExperten aus dem Projekt W4RES trafen sich zum Wissensaustausch in Baden-Württemberg
Der Wärme- und Kältemarkt macht 50% der gesamten Energie aus, die in Europa jährlich für private oder industrielle Zwecke verbraucht wird. In Anbetracht der hohen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und den Herausforderungen des Klimawandels ist es dringlicher denn je fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen. Von Frauen geführte Unternehmen können hier gute Impulse liefern.
Das Projekt W4RES – Women for Market uptake of Renewabe Heating and Cooling – arbeitet an einer Beschleunigung von Lösungen für erneuerbare Wärme- und Kälteerzeugung. Eine Online-Plattform und regionale Hubs sorgen für Vernetzung, Informationsaustausch und Co-Creation.
Das Steinbeis Europa Zentrum unterstützt als Projektpartner rund 65 von Frauen geleitete Projekte für erneuerbare Wärme- und Kälteerzeugung bei der Förderung der Marktfähigkeit ihrer Lösungen. Es koordiniert die Auswahl der Projekte und die Kommunikation über sog. Key Account Manager. Konkret werden die Projekte in Sachen Geschäftsplanung, Zugang zu Finanzierung, Vernetzung und Mentoring unterstützt. Es übernimmt auch die Evaluierung und Validierung der Maßnahmen zu Marktfähigkeit und Marktakzeptanz.
Im November 2022 hatte das Steinbeis Europa Zentrum die Projektpartner von W4RES zu einem Expertenaustausch nach Baden-Württemberg eingeladen. Im Fokus stand die Diskussion über Fördermaßnahmen zu Genderaspekten in Energiegemeinschaften (Energy Communities) und über deren unterschiedliche Ansätze. Energiegemeinschaften sind von Bürgern getragene Initiativen, die zum Übergang zu sauberer Energie beitragen und die Energieeffizienz in lokalen Gemeinschaften fördern. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Erarbeitung politischer Leitlinien und Empfehlungen zur Einbeziehung von Frauen bei Förderinstrumenten, im Hinblick auf die Marktakzeptanz von erneuerbaren Wärme- und Kältesystemen dies wird in einen Replikationsleitfaden und ein Toolkit mit der Zusammenfassung der Erkenntnisse münden.
Am ersten Tag fuhr die Delegation von 13 Personen nach Esslingen und besuchte das Klimaquartier Neue Weststadt sowie die Green Hydrogen Esslingen GmbH. In Esslingen entsteht ein klimaneutrales Stadtquartier mit Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen und einem Hochschulgebäude. Mit Power-to-Gas-to-Power (P2G2P) als Schlüsseltechnologie wird überschüssiger Ökostrom direkt im Quartier in grünen Wasserstoff umgewandelt.
Am zweiten Tag ging es mit Kurzvorträgen zu Energiegemeinschaften und Gender-Aspekten weiter. Vorteile aber auch Hindernisse geschlechtergerechter Energiegemeinschaften wurden analysiert. Die Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern mit lokalen und kulturell sehr verschiedenen Rahmenbedingungen brachten neue Perspektiven ein. Vor allem in den ehemals sozialistischen Ländern gibt es eine sehr lange Tradition, dass Frauen arbeiten, anstatt zu Hause bei der Familie zu bleiben, was die Realität der Frauen in diesen Ländern heute positiv beeinflusst. Dennoch sind strukturelle Ungleichheiten nach wie vor ein großes Problem für die Mehrheit der Frauen (z. B. Lohngefälle, Betreuungsunterschiede, Stereotype). Energiegemeinschaften können zu einer geschlechtergerechten Energiewende beitragen, insbesondere durch eine geschlechtergerechte Kommunikation.
Teilnehmende und Vortragende der Energy Communities – Full Power for Diversity: W4RES Mutual Learning Workshop am Steinbeis Europa Zentrum, Stuttgart
Es zeigte sich außerdem, dass es unterschiedliche Ansätze zu Energiegemeinschaften gibt, von der Übertragung von Energie aus privaten Solaranlagen an die direkte Nachbarschaft über größere Gemeinschaften, die als Prosument: innen agieren, bis hin zu landesweiten Vereinigungen, die gemeinsam in erneuerbare Energien investieren. Alle diese verschiedenen Formen von Energiegemeinschaften haben Vor- und Nachteile, aber alle tragen zum Nutzen der Gesellschaft und der Umwelt bei.
In den Diskussionen wurde deutlich, dass zur Unterstützung des Konzepts von Energiegemeinschaften derzeit vor allem vorteilhafte rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungssysteme benötigt werden, um die Bildung dieser zu erleichtern. Es werden vor allem Finanzmittel benötigt, um Veranstaltungen und Treffen zur Gewinnung potenzieller Mitglieder zu organisieren.
In Zukunft werden das Steinbeis Europa Zentrum und die W4RES-Projektpartner weiterhin spezifisches Wissen und Erfahrungen von Regionen und Gemeinden in ganz Europa sammeln. Eine vielversprechende Idee ist die Schaffung eines Netzwerks von Botschafter:innen in verschiedenen Regionen, begleitet von geschlechtergerechten Kommunikationskampagnen, die das Bewusstsein für Energiegemeinschaften schärfen, Bürger:innen und potenzielle Interessierte über deren Vorteile informieren, wo sie bereits Energiegemeinschaften in ihrer Nähe finden können, wie man Mitglied wird, wie man eine eigene Energiegemeinschaft gründet und wer Ansprechperson für alle weiteren Fragen ist.
Im Rahmen von W4RES organisiert das Steinbeis Europa Zentrum am 27. März 2023 in Stuttgart ein kostenfreies Seminar zur Stärkung der Rolle von Frauen im Energiesektor: "We can do it!" - Empowerment von Frauen in Unternehmen im Energiesektor - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)
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