InterviewCommunities of Practice und Co-Design-Prozesse ermöglichen die Nutzung kollektiver Intelligenz

21. März 2022

Interview mit Sabine Hafner-Zimmermann, Senior Project Managerin Steinbeis Europa Zentrum und Partnerin im Projekt FIT4FoF, das Ansätze entwickelt und testet, mit denen Arbeitskräfte fit für die Fabrik der Zukunft gemacht werden können

Communities of Practice und Co-Design-Prozesse ermöglichen die Nutzung kollektiver Intelligenz und liefern zusätzliches Wissen, das sonst nicht leicht verfügbar ist

Warum beteiligt sich das Steinbeis Europa Zentrum an FIT4FoF?

Unsere Motivation am FIT4FoF-Projekt teilzunehmen war sehr groß, da zum Zeitpunkt der Antragstellung zukünftige Qualifizierungsbedarfe im produzierenden Gewerbe noch nicht ausreichend behandelt wurde. Durch die Teilnahme an diesem Projekt erhoffen wir uns daher zusätzliches Know-how über den Bedarf an zukünftige Qualifikationen im produzierenden Gewerbe zu gewinnen, um dann die Weiterbildungsbemühungen unserer Kunden in der Industrie wirksam zu unterstützen.

Was macht das Projekt interessant?

Der interessanteste Aspekt von FIT4FoF ist sicherlich der partizipative Ansatz zur gemeinsamen Ermittlung ders künftigen Qualifizierungsbedarfe und der geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen unter Einbeziehung von Arbeitnehmern, Management und Bildungspartnern. Auch die praktische Umsetzung in sehr unterschiedlichen regionalen Pilotanwendungen ist ein neuer Ansatz, von dem wir viel für unsere eigenen Förderaktivitäten lernen können. Schließlich ist auch der europäische Aspekt des Projekts wichtig, da wir am Steinbeis Europa Zentrum stets bestrebt sind, bewährte Praktiken über das lokale Ökosystem hinaus zu transferieren. Wir möchten europäischen Akteuren auf breiter Ebene die Möglichkeit geben, von den Ergebnissen unserer Projekte zu profitieren und diese zu verwerten.

Was macht das Steinbeis Europa Zentrum?

Wir unterstützen unsere regionalen Akteure und Kunden mit einem breiten Spektrum an Dienstleistungen wie Innovationsmanagement, Internationalisierung, Zugang zu Finanzierung und Förderung, insbesondere im Hinblick auf die Erschließung europäischer Fördermittel, Vernetzung und Know-how. So unterstützen mehr als 80 hochqualifizierte und international ausgerichtete Beraterinnen und Berater regionale Unternehmen, sowohl KMU als auch Großunternehmen, Hochschulen, öffentliche und Forschungseinrichtungen sowie regionale Ministerien dabei, ihre Aktivitäten zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten - zum Nutzen unserer regionalen Wirtschaft und Gesellschaft sowie der europäischen Entwicklung und Kohäsion. Dazu nutzen wir auch das Know-how aus europäischen Projekten, regionalen, nationalen und internationalen Akteuren und Netzwerken und stimmen es auf die Bedürfnisse unserer Kunden ab.

Was halten Sie von den Ergebnissen des Projekts im Hinblick auf Technologietrends?

Im Rahmen des Projekts sammeln wir zukünftige Technologietrends für die  Industrie der Zukunft, um den Projektpartnern, die Pilotaktivitäten durchführen, Informationen darüber zu liefern, wie sich die Fertigung in den kommenden Jahren verändern wird. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass es für die Pilotpartner und ihre Pilotunternehmen eine Herausforderung ist, diese Informationen in ihre etablierten Aktivitäten einzubinden. Daher besteht das Hauptziel meiner Meinung nach darin, das Bewusstsein für die sich verändernden zukünftigen Entwicklungen zu schärfen und die Partner zu ermutigen, darüber nachzudenken, in welcher Weise sich dies auf sie und ihr Unternehmen auswirken wird. In diesem Projekt sind die wichtigsten Informationen also nicht die zukünftigen Technologietrends an sich, sondern vielmehr der Versuch, die Denkweise der Industriepartner zu ändern und das Zukunftsdenken in ihre täglichen Aktivitäten einzubeziehen.

Wie bewerten Sie die von Ihnen durchgeführten Workshops auf Grundlage des partizipativen Co-Design-Ansatzes? Was sind Ihre Erfahrungen?

Bei Steinbeis führen wir keine Pilotaktivitäten durch, daher haben wir auch keine Co-Design-Workshops durchgeführt. Dennoch halte ich diesen Ansatz für sehr relevant und nützlich, um die Identifizierung von Weiterbildungsbedürfnissen und -pfaden auf eine breitere Basis von Akteuren innerhalb einer Organisation zu stützen, im Gegensatz zu der Art und Weise, wie dies bisher üblicherweise gemacht wird, d.h. das Management oder die Personalabteilung schlagen den Mitarbeitern lediglich Schulungen vor, ohne sie tiefgreifend einzubeziehen, weder in das, was noch wie geschult werden soll. Hier zeigt sich die tiefgreifende Innovation des FIT4FoF-Ansatzes sehr deutlich.

Welche Bedeutung haben Communities of Practice in einem Projekt wie FIT4FoF und welchen Nutzen ziehen die Teilnehmenden daraus?

Der Communities of Practice (CoP)-Ansatz ist eng mit dem Co-Design-Prozess verbunden, den wir in FIT4FoF anwenden. Beides sind hochgradig partizipative Elemente, die kollektive Intelligenz in das Projekt einbringen und damit zusätzliches Know-how generieren, das sonst nicht so leicht verfügbar ist. Daher sind die Communities of Practice, d.h. eine engagierte Gruppe von Interessenvertretern, die ähnliche Interessen haben und auf ein gemeinsames, vorab definiertes Ziel hinarbeiten, ein wichtiger Eckpfeiler von FIT4FoF, sowohl während der Entwicklung und Umsetzung der Pilotprojekte als auch darüber hinaus. Gleichzeitig profitieren die CoP-Mitglieder auch von einem Zuwachs an persönlichem Wissen und ebenso vom Netzwerk, das sich entwickelt.

Wie hat sich COVID auf die Industrie in Deutschland ausgewirkt? Wie ist Ihr Unternehmen bisher damit umgegangen?

Insgesamt hat die COVID-Pandemie natürlich zu dramatischen Veränderungen in praktisch allen Bereichen unseres Lebens geführt. Dennoch scheint die Industrie in Deutschland bisher recht gut damit fertig geworden zu sein, und auch die Aussichten für dieses Jahr sehen recht vielversprechend aus. Darüber hinaus haben wir bei unseren Kunden und Partnern ein zunehmendes Interesse an EU-Finanzierungs- und Kooperationsaktivitäten festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass verstärkte internationale Zusammenarbeit sowie zunehmende Innovationsaktivitäten ein vielversprechender Weg zu Nachhaltigkeit und künftigem wirtschaftlichem Erfolg sind, den hoffentlich noch mehr Unternehmen in Zukunft beschreiten werden. Wir am Steinbeis Europa Zentrum werden unsere Kunden und Partner in Zukunft noch aktiver dabei unterstützen, das in Europa vorhandene Know-how zu beschaffen und zu nutzen, um so innovativ und erfolgreich wie möglich zu werden, natürlich auch, um der COVID-Pandemie entgegenzuwirken.

Arbeitskräfte fit machen für die Fabrik der Zukunft (FIT4FoF) - Steinbeis DE (steinbeis-europa.de)

Making our Workforce Fit for the Factory of the Future (fit4fof.eu)

Maßgeschneiderter Kompetenzerwerb für die Fabrik der Zukunft – Steinbeis Transfer-Magazin

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