EU-Projekt ISLANDERSteinbeis Europa Zentrum begleitet Gründung einer Energiegemeinschaft auf Borkum
Borkumerinnen und Borkumer nehmen die lokale Energieproduktion in die Hand
Der Klimawandel betrifft uns alle und erfordert zunehmend konkrete Maßnahmen, um die schwerwiegenden Folgen einzudämmen. Besonders Inseln sind von den Auswirkungen, wie dem Anstieg des Meeresspiegels und dem erhöhten Risiko von Überschwemmungen sowie der Zunahme extremer Wetterereignisse betroffen. Das europäische Projekt ISLANDER hat sich daher zum Ziel gesetzt, Inseln auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität zu unterstützen. Auch die Nordseeinsel Borkum strebt als Pilotinsel des Projekts an, in wenigen Jahren klimaneutral zu werden. Während die Insel im Rahmen des Projekts neue Technologien und Smart Grid-Installationen testet, um das Energiesystem der Insel nachhaltig zu gestalten, zielt ein weiterer Teil des Projekts auf die Gründung einer Energiegemeinschaft, die die Bürgerinnen und Bürger Borkums aktiv in die Energiewende einbindet.
Energiegemeinschaften: Bürgernähe und Nachhaltigkeit
Eine Energiegemeinschaft bietet den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, gemeinsam Energie zu produzieren und nachhaltige Energielösungen zu erarbeiten. Sie sind ein wichtiger Baustein für die Energiewende, da sie die lokale und dezentrale Energieversorgung fördern, Energieunabhängigkeit unterstützen und so soziale sowie ökonomische Vorteile für die Gemeinschaft schaffen. Mit dem Modell der Energiegenossenschaft kann eine demokratische und gemeinschaftsorientierte Struktur geschaffen werden, in der die Mitglieder gemeinsam in erneuerbare Energieprojekte investieren. Im Gegenzug profitieren sie nicht nur durch Dividenden, sondern auch von einem nachhaltigen Energiemodell, das Versorgungssicherheit schafft und die regionale Wertschöpfung fördert.
Unterstützung der Gründung durch das Steinbeis Europa Zentrum
Das Steinbeis Europa Zentrum unterstützt gemeinsam mit der Nordseeheilbad GmbH Borkum (NBG) den Aufbau einer solchen Energiegemeinschaft auf Borkum im Rahmen des ISLANDER Projekts. Zu den Aufgaben gehören die Planung und Durchführung von Informationsworkshops sowie die Unterstützung bei Entwicklung eines Pilotprojekts und der Erstellung eines Businessplans. Das Ziel ist klar: Die Borkumerinnen und Borkumer sollen durch aktive Teilhabe an der Energiewende mitwirken und die lokale Energieproduktion direkt in die eigene Hand nehmen.
Durchführung von Workshops und Bürgerbeteiligung
Um die Energiegemeinschaft auf Borkum ins Leben zu rufen, fanden Anfang des Jahres bereits mehrere Bürgerworkshops statt, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Funktionsweise, die Vorteile und die rechtlichen Rahmenbedingungen einer Energiegemeinschaft informiert wurden. Am konkreten Beispiel der Energiegenossenschaft Harpstedt e.V., die durch den Vorstandsvorsitzenden Cord Remke vorgestellt wurde, wurden wichtige Schritte zur Gründung einer Genossenschaft sowie verschiedene Geschäftsmodelle beleuchtet. Bei einem ersten gemeinsamen Ideenaustausch der Teilnehmenden wurde schnell klar, dass sich das erste Pilotprojekt der Energiegemeinschaft Borkum auf die Installation von Solaranlagen konzentrieren sollte – ein Vorhaben, das vergleichsweise einfach und schnell umzusetzen ist.
In weiteren monatlichen Treffen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern wurde im nächsten Schritt eine Auswahl geeigneter Standorte und Objekte für Photovoltaikanlagen (PV) auf Borkum erarbeitet. Dabei spielten Kriterien wie die Größe und Tragfähigkeit der Dachfläche sowie ein hoher Strombedarf tagsüber eine entscheidende Rolle. Durch diesen hohen Eigenverbrauch kann ein großer Teil des erzeugten Stroms direkt genutzt werden, was gegenüber der Einspeisung ins Netz erhebliche finanzielle Vorteile bietet.
Pilotprojekt der Energiegemeinschaft
Nach intensiver Planung und Beratung mit verschiedenen Elektrobetrieben und Expert:innen, entschied sich die Energiegenossenschaft für ein erstes Projekt auf den Dächern der Kläranlage Borkum. Hier sollen auf mehreren Dächern PV-Anlagen installiert werden. Der produzierte Strom wird zu einem fairen Preis an die Stadt Borkum verkauft und direkt vor Ort verbraucht. Dieses Projekt bringt allen Beteiligten entscheidende Vorteile:
- Die Stadt Borkum profitiert von günstigem, grünem Strom, ohne sich um Planung, Finanzierung, Installation oder Wartung der PV-Anlagen kümmern zu müssen.
- Die Energiegenossenschaft erzielt Einnahmen aus dem Stromverkauf, die sie in weitere Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien investieren kann. So wird die lokale Energiewende gestärkt und ein langfristiger Mehrwert für die Gemeinschaft geschaffen.
Durch dieses Modell profitieren alle Beteiligten, während gleichzeitig ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger und unabhängiger Energieversorgung gemacht wird.
Ausarbeitung eines Geschäftsplans und einer Satzung
Für die Gründung der Energiegenossenschaft entwickelt die Genossenschaft mit Unterstützung des Steinbeis Europa Zentrums einen umfassenden , der detaillierte Investitions-, Finanzierungs- und Liquiditätspläne enthält und zur Überprüfung an den Genossenschaftsverband übermittelt wird. Ein Vorteil der Genossenschaftsform liegt in ihrer hohen Insolvenzsicherheit, die durch die Prüfung des Verbands gewährleistet ist.
Neben der Unterstützung beim Geschäftsplan begleitet das Steinbeis Europa Zentrum die Ausarbeitung einer Satzung als wesentlicher Bestandteil der . Diese regelt die rechtlichen Beziehungen zwischen der Genossenschaft und ihren Mitgliedern. Sie legt unter anderem die Höhe der Geschäftsanteile, die Bildung gesetzlicher Rücklagen sowie die Rechte und Pflichten der Mitglieder fest. Darüber hinaus sind Regelungen zur Generalversammlung enthalten, in der jedes Mitglied über eine Stimme verfügt und so aktiv bei wichtigen Entscheidungen zur Entwicklung und Projektauswahl der Genossenschaft mitwirken kann. Die Genossenschaft wird von einem Vorstand geleitet und von einem Aufsichtsrat beaufsichtigt, was eine stabile und transparente Verwaltung gewährleistet.
Die nächsten Schritte
Ende November fand auf Borkum eine öffentliche Informationsveranstaltung statt, bei der die Bürgerinnen und Bürger über die geplante Gründung der Energiegenossenschaft informiert wurden. Ziel war es, möglichst viele neue Mitglieder für die Energiegenossenschaft zu gewinnen, denn auf Basis der Mitgliederzahl und der voraussichtlich verkauften Geschäftsanteile kann nun die finale Ausarbeitung des Businessplans erfolgen. Der letzte Schritt zur Gründung ist dann die Prüfung des Geschäftsplans durch den Genossenschaftsverband und eine offizielle Gründungsversammlung. Danach steht die Umsetzung des ersten Projektes im Vordergrund, um noch im Frühjahr die ersten PV-Anlagen zu installieren und von den ersten Sonnenstunden zu profitieren.
Mit der Unterstützung des Steinbeis Europa Zentrums und der NBG und vor allem dem Engagement der Borkumer Bürgerinnen und Bürger ist die Insel auf einem guten Weg, ein leuchtendes Beispiel für eine nachhaltige Insel zu werden.
Wussten Sie das wir auch auf anderen Inseln aktiv sind. Erfahren Sie mehr dazu hier:
EU-Inselsekretariat für saubere Energien - Steinbeis DE
Kennen Sie schon unser neues Projekt STUNNED. Auch hier unterstützen wir Energiegemeinschaften.
„Die Workshops, die vom Steinbeis Europa Zentrum und der Nordseeheilbad GmbH auf der Insel durchgeführt wurden, haben uns überzeugt, eine Energiegenossenschaft auf Borkum zu gründen. Die Unterstützung des Steinbeis Europe Zentrums bei der Gründung und der Entwicklung erster Geschäftsideen war eine große Hilfe für die erfolgreiche Umsetzung.“
Peter Stukenborg, Gründungsmitglied der Energiegenossenschaft „Energiewelle Borkum“