Interview Jennifer BilbaoExzellenz in der EU-Antragstellung - Im Gespräch mit Jennifer Bilbao

17. Februar 2025

Interview mit Dr. Jennifer Bilbao, Teamleiterin und Senior Project Managerin am Steinbeis Europa Zentrum

Dr. Jennifer Bilbao verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in EU-Forschungs- und Innovationsprojekten. Zunächst war sie Gruppenleiterin am Fraunhofer Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik; heute leitet sie die Unit Innovationsfinanzierung am Steinbeis Europa Zentrum. Sie unterstützt Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der EU-Antragstellung. Jennifer erklärt, worauf es in einem guten Antrag ankommt.

Was sind die Herausforderungen der EU-Forschungs- und Innovationsprogramme? An wen richten sie sich?

Die EU-Forschungsprogramme richten sich an Organisationen, die innovative Lösungen für gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Herausforderungen entwickeln wollen. Die größte Herausforderung ist die starke Konkurrenz und daher die Notwendigkeit, exzellente Anträge einzureichen, die wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Mehrwerte aufzeigen. Das Verständnis für die oft sehr komplexen Förderlogiken ist essenziell.

Im Unterschied zu nationalen und regionalen Förderinstrumenten, ist eine Voraussetzung der EU-Förderung, dass man in internationalen Konsortien zusammenarbeitet. Oftmals arbeiten hier bis zu über 20 unterschiedliche Organisationen zusammen. Das bedeutet, die Zusammenarbeit ist international und zugleich transkulturell. Es arbeiten Unternehmen unterschiedlicher Größe, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Verwaltung und Beratungsunternehmen zusammen. Außerdem müssen sich Antragsteller an strenge Einreichungsfristen halten und können nicht jederzeit Anträge einreichen.

Was sind die Erfolgsfaktoren bei der Antragstellung?

Ein erfolgreicher Antrag ist klar strukturiert, marktgerecht und hebt sich durch klare Alleinstellungsmerkmale hervor. (unique Selling Proposition - USP). Er sollte explizit die Ziele der Europäischen Kommission widerspiegeln; das bedeutet, die Ausschreibung muss sehr genau gelesen und entsprechend beantwortet werden. Darüber hinaus muss das Konsortium eine starke Partnerschaft präsentieren und realistische, ambitionierte Meilensteine mit entsprechenden KPIs enthalten. Überzeugende Verwertungs- und Kommunikationsstrategien sind ebenso entscheidend. Ansprechende Visualisierungen – wie Diagramme, Tabellen oder Infografiken – sollten genutzt werden, um Kernaussagen effektiv zu vermitteln und den Antrag professionell und attraktiv zu gestalten.

Kannst Du etwas über die Beteiligung von Frauen in den Forschungs- und Innovationsprojekten sagen?

Frauen spielen eine bedeutende Rolle in Forschung und Innovation, indem sie wertvolle und vielfältige Perspektiven zur Lösung komplexer Fragestellungen einbringen. Dennoch sind sie in wissenschaftlichen Führungspositionen und der aktiven Teilnahme nach wie vor unterrepräsentiert.  Aus diesem Grund hat die EU Maßnahmen eingeführt, um Diversität zu fördern. Wenn Anträge in EU-Förderprogrammen die gleiche Punktzahl erzielen, kann die Beteiligung von Frauen ein entscheidender Faktor bei der Priorisierung sein. Dies unterstreicht die Bedeutung der Gender-Balance in Projekten sowie die Notwendigkeit, Chancengleichheit und Diversität gezielt zu integrieren. Es ist ein klarer Schritt, um Frauen in der Forschung zu stärken und gleichzeitig vielfältige Perspektiven in wissenschaftlichen Projekten zu fördern.

Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn Frauen in Leitungspositionen Interesse haben und an einem EU-Projekt mitwirken möchten. Wenn man hier noch keine Erfahrungen gemacht hat, empfehle ich zunächst als Partnerin ins Projekt zu gehen und nicht sofort die Rolle der Projektkoordination zu übernehmen. Am Steinbeis Europa Zentrum begleiten wir immer wieder europäische Maßnahmen, die gezielt Frauen in Innovationen unterstützen. Zum Beispiel im EU-Projekt STREAM IT und im Projekt EEN2EIC (Enterprise Europe Network to European Innovation Council). Letzteres hat zum Ziel, die Quote von frauengeführten Unternehmen für das Accelerator-Programm des Europäischen Innovationsrat zu erhöhen. Meine Kolleg:innen bieten dazu Beratungen und Schulungen an.

Was treibt Dich an? Was inspiriert Dich?

Mich inspiriert die Vielfalt der Themen und die Möglichkeit, an Projekten mitzuwirken, die reale gesellschaftliche Auswirkungen haben. Die Zusammenarbeit mit visionären Partnern und der Erfolg, wenn aus Ideen marktreife Innovationen werden, treiben mich an.

Mit meiner Tätigkeit in der Beratung und den daraus entstehenden Projekten leisten wir einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Gesellschaft und können so verantwortungsbewusst den  industriellen Wandel in Baden-Württemberg und Europa mitgestalten.

Welche Themen beschäftigen Dich aktuell?

Dieses Jahr habe ich mich intensiv mit biobasierten Produkten und Prozessen beschäftigt. Darüber hinaus stehen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Integration von Künstlicher Intelligenz in industrielle Prozesse im Fokus meiner Arbeit. Diese Themen sind von zentraler Bedeutung für die Transformation Europas hin zu Klimaneutralität und Resilienz. Die Verknüpfung dieser Bereiche ermöglicht die Entwicklung innovativer Lösungen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile vereinen.

Nachhaltigkeit, Klimaschutz und soziales Engagement haben einen hohen Stellenwert in unserem Unternehmen. Wir sind inzwischen ein KLIMAFIT und KLIMAWIN Unternehmen. Damit wollen wir nicht nur in unseren Projekten, sondern auch in unserem Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz beitragen und mit gutem Beispiel vorangehen.

Wie kamst Du zum Steinbeis Europa Zentrum?

Mein Weg führte mich durch verschiedene Forschungs- und Beratungspositionen. Am Steinbeis Europa Zentrum kann ich mein technisches Wissen und meine Erfahrung in der Antragstellung optimal kombinieren.

Was macht den Job am Steinbeis Europa Zentrum besonders?

Der Mix aus Beratung, Strategieentwicklung und das direkte Mitwirken an Innovationen macht meinen Job einzigartig. Die Vielfalt der Anträge und Partner:innen sorgt dafür, dass kein Tag wie der andere ist.

In der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und den Kollegen erlebe ich eine große Vielfalt und sehr großes Engagement. Wir verfolgen eine klare Vision als „Enabler“ von Innovationen und als Gestalter der Zukunft Europas.

Was rätst Du Frauen, die europäische Projektanträge mitgestalten wollen?

Frauen sollten mutig sein, ihre Fähigkeiten in Projekte einbringen und Verantwortung übernehmen. Netzwerke, Mentoring und eine gezielte Weiterbildung in EU-Förderprogrammen können dabei helfen, den Einstieg zu erleichtern.

Außerdem möchte ich junge Frauen ermutigen auch bei uns im Unternehmen mitzuwirken. Steinbeis bietet Einstige auf unterschiedlichen Ebenen, als Projektleitung oder auch als Projektassistenz.

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